Tischlein deck dich, Goldesel und Kn¸ppel aus dem Sack

Vor Zeiten war ein Schneider, der drei S–hne hatte und nur eine einzige Ziege. Aber die Ziege, weil sie alle zusammen mit ihrer Milch ern”hrte, muþte ihr gutes Futter haben und t”glich hinaus auf die Weide gef¸hrt werden. Die S–hne taten das auch nach der Reihe. Einmal brachte sie der ”lteste auf den Kirchhof, wo die sch–nsten Kr”uter standen, lieþ sie da fressen und herumspringen. Abends, als es Zeit war heimzugehen, fragte er ÑZiege, bist du satt?ì Die Ziege antwortete

Ñich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!ì

ÑSo komm nach Haus,ì sprach der Junge, faþte sie am Strickchen, f¸hrte sie in den Stall und band sie fest. ÑNun,ì sagte der alte Schneider, Ñhat die Ziege ihr geh–riges Futter?ì ÑO,ì antwortete der Sohn, Ñdie ist so satt, sie mag kein Blatt.ì Der Vater aber wollte sich selbst ¸berzeugen, ging hinab in den Stall, streichelte das liebe Tier und fragte ÑZiege, bist du auch satt?ì Die Ziege antwortete

Ñwovon sollt ich satt sein?
ich sprang nur ¸ber Gr”belein,
und fand kein einzig Bl”ttelein: meh! meh!ì

ÑWas muþ ich h–ren!ì rief der Schneider, lief hinauf und sprach zu dem Jungen Ñei, du L¸gner, sagst, die Ziege w”re satt, und hast sie hungern lassen?ì und in seinem Zorne nahm er die Elle von der Wand und jagte ihn mit Schl”gen hinaus.
Am andern Tag war die Reihe am zweiten Sohn, der suchte an der Gartenhecke einen Platz aus, wo lauter gute Kr”uter standen, und die Ziege fraþ sie rein ab. Abends, als er heim wollte, fragte er ÑZiege, bist du satt?ì Die Ziege antwortete

Ñich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!ì

ÑSo komm nach Haus,ì sprach der Junge, zog sie heim und band sie im Stall fest. ÑNun,ì sagte der alte Schneider, Ñhat die Ziege ihr geh–riges Futter?ì ÑO,ì antwortete der Sohn, Ñdie ist so satt, sie mag kein Blatt.ì Der Schneider wollte sich darauf nicht verlassen, ging hinab in den Stall und fragte ÑZiege, bist du auch satt?ì Die Ziege antwortete

Ñwovon sollt ich satt sein?
ich sprang nur ¸ber Gr”belein,
und fand kein einzig Bl”ttelein: meh! meh!ì

ÑDer gottlose B–sewicht!ì schrie der Schneider, Ñso ein frommes Tier hungern zu lassen!ì lief hinaus und schlug mit der Elle den Jungen zur Haust¸re hinaus.
Die Reihe kam jetzt an den dritten Sohn, der wollte seine Sache gut machen, suchte Buschwerk mit dem sch–nsten Laube aus, und lieþ die Ziege daran fressen. Abends, als er heim wollte, fragte er ÑZiege, bist du auch satt?ì Die Ziege antwortete

Ñich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!ì

ÑSo komm nach Haus,ì sagte der Junge, f¸hrte sie in den Stall und band sie fest. ÑNun,ì sagte der alte Schneider, Ñhat die Ziege ihr geh–riges Futter?ì ÑO,ì antwortete der Sohn, Ñdie ist so satt, sie mag kein Blatt.ì Der Schneider traute nicht, ging hinab und fragte ÑZiege, bist du auch satt?ì Das boshafte Tier antwortete

Ñwovon sollt ich satt sein?
ich sprang nur ¸ber Gr”belein,
und fand kein einzig Bl”ttelein: meh! meh!ì

ÑO die L¸genbrut!ì rief der Schneider, Ñeiner so gottlos und pflichtvergessen wie der andere! Ihr sollt mich nicht l”nger zum Narren haben!ì und vor Zorn ganz auþer sich sprang er hinauf und gerbte dem armen Jungen mit der Elle den R¸cken so gewaltig, daþ er zum Haus hinaussprang.
Der alte Schneider war nun mit seiner Ziege allein. Am andern Morgen ging er hinab in den Stall, liebkoste die Ziege und sprach Ñkomm, mein liebes Tierlein, ich will dich selbst zur Weide f¸hren.ì Er nahm sie am Strick und brachte sie zu gr¸nen Hecken und unter Schafrippe, und was sonst die Ziegen gerne fressen. ÑDa kannst du dich einmal nach Herzenslust s”ttigen,ì sagte er zu ihr, und lieþ sie weiden bis zum Abend. Da fragte er ÑZiege, bist du satt?ì Sie antwortete

Ñich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!ì

ÑSo komm nach Haus,ì sagte der Schneider, f¸hrte sie in den Stall und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um, und sagte Ñnun bist du doch einmal satt!ì Aber die Ziege machte es ihm nicht besser und rief

Ñwovon sollt ich satt sein?
ich sprang nur ¸ber Gr”belein,
und fand kein einzig Bl”ttelein: meh! meh!ì

Als der Schneider das h–rte, stutzte er und sah wohl, daþ er seine drei S–hne ohne Ursache verstoþen hatte. ÑWart,ì rief er, Ñdu undankbares Gesch–pf, dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen, daþ du dich unter ehrbaren Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.ì In einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein, und schor sie so glatt wie seine flache Hand. Und weil die Elle zu ehrenvoll gewesen w”re, holte er die Peitsche und setzte ihr solche Hiebe, daþ sie in gewaltigen Spr¸ngen davonlief.
Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saþ, verfiel in groþe Traurigkeit und h”tte seine S–hne gerne wiedergehabt, aber niemand wuþte, wo sie hingeraten waren. Der ”lteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, da lernte er fleiþig und unverdrossen, und als seine Zeit herum war, daþ er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischlein, das gar kein besonderes Ansehen hatte und von gew–hnlichem Holz war: aber es hatte eine gute Eigenschaft. Wenn man es hinstellte und sprach ÑTischlein, deck dich,ì so war das gute Tischlein auf einmal mit einem saubern T¸chlein bedeckt, und stand da ein Teller, und Messer und Gabel daneben, und Sch¸sseln mit Gesottenem und Gebratenem, so viel Patz hatten, und ein groþes Glas mit rotem Wein leuchtete, daþ einem das Herz lachte. Der junge Gesell dachte Ñdamit hast du genug f¸r dein Lebtag,ì zog guter Dinge in der Welt umher und bek¸mmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirtshaus gut oder schlecht und ob etwas darin zu finden war oder nicht. Wenn es ihm gefiel, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Felde, im Wald, auf einer Wiese, wo er Lust hatte, nahm er sein Tischchen vom R¸cken, stellte es vor sich und sprach Ñdeck dich,ì so war alles da, was sein Herz begehrte. Endlich kam es ihm in den Sinn, er wollte zu seinem Vater zur¸ckkehren, sein Zorn w¸rde sich gelegt haben, und mit dem Tischchen deck dich w¸rde er ihn gerne wieder aufnehmen. Es trug sich zu, daþ er auf dem Heimweg abends in ein Wirtshaus kam, das mit G”sten angef¸llt war: sie hieþen ihn willkommen und luden ihn ein, sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu essen, sonst w¸rde er schwerlich noch etwas bekommen. ÑNein,ì antwortete der Schreiner, Ñdie paar Bissen will ich euch nicht vor dem Munde nehmen, lieber sollt ihr meine G”ste sein.ì Sie lachten und meinten, er triebe seinen Spaþ mit ihnen. Er aber stellte sein h–lzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach ÑTischchen, deck dich.ì Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut, wie sie der Wirt nicht h”tte herbeischaffen k–nnen, und wovon der Geruch den G”sten lieblich in die Nase stieg. ÑZugegriffen, liebe Freunde,ì sprach der Schreiner, und die G”ste, als sie sahen, wie es gemeint war, lieþen sich nicht zweimal bitten, r¸ckten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu. Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Sch¸ssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirt stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu; er wuþte gar nicht, was er sagen sollte, dachte aber Ñeinen solchen Koch k–nntest du in deiner Wirtschaft wohl brauchen.ì Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die sp”te Nacht, endlich legten sie sich schlafen, und der junge Geselle ging auch zu Bett und stellte sein Wunschtischchen an die Wand. Dem Wirte aber lieþen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein, daþ in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen st”nde, das gerade so auss”he: das holte er ganz sachte herbei und vertaushte es mit dem W¸nschtischchen. Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran, daþ er ein falsches h”tte, und ging seiner Wege. Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit groþer Freude empfing. ÑNun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?ì sagte er zu ihm. ÑVater, ich bin ein Schreiner geworden.ì ÑEin gutes Handwerk,ì erwiderte der Alte, Ñaber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?ì ÑVater, das Beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.ì Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte Ñdaran hast du kein Meisterst¸ck gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen.ì ÑAber es ist ein Tischchen deck dich,ì antwortete der Sohn, Ñwenn ich es hinstelle, und sage ihm, es solle sich decken, so stehen gleich die sch–nsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet nur alle Verwandte und Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt.ì Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach ÑTischchen, deck dich.ì Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle, da ihm das Tischchen vertauscht war, und sch”mte sich, daþ er wie ein L¸gner dastand. Die Verwandten aber lachten ihn aus und muþten ungetrunken und ungegessen wieder heim wandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit.

Der zweite Sohn war zu einem M¸ller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister Ñweil du dich so wohl gehalten hast, so schenke ich dir einen Esel von einer besonderen Art, er zieht nicht am Wagen und tr”gt auch keine S”cke.ì ÑWozu ist er dann n¸tze?ì fragte der junge Geselle. ÑEr speit Gold,ì antwortete der M¸ller, Ñwenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst ÑBricklebrit,ì so speit dir das gute Tier Goldst¸cke aus, hinten und vorn.ì ÑDas ist eine sch–ne Sache,ì sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Gold n–tig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel ÑBricklebritì zu sagen, so regnete es Goldst¸cke, und er hatte weiter keine M¸he, als sie von der Erde aufzuheben. Wo er hinkam, war ihm das Beste gut genug, und je teurer je lieber, denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeitlang in der Welt umgesehen hatte, dachte er Ñdu muþt deinen Vater aufsuchen, wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen.ì Es trug sich zu, daþ er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war. Er f¸hrte seinen Esel an der Hand, und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden, der junge Geselle aber sprach Ñgebt Euch keine M¸he, meinen Grauschimmel f¸hre ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an, denn ich muþ wissen, wo er steht.ì Dem Wirt kam es wunderlich vor und er meinte, einer, der seinen Esel selbst besorgen m¸þte, h”tte nicht viel zu verzehren: als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldst¸cke herausholte und sagte, er sollte nur etwas Gutes f¸r ihn einkaufen, so machte er groþe Augen, lief und suchte das Beste, das er auftreiben konnte. Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig w”re, der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldst¸cke m¸þte er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche, aber sein Gold war eben zu Ende. ÑWartet einen Augenblick, Herr Wirt,ì sprach er, Ñich will nur gehen und Gold holen;ì nahm aber das Tischtuch mit. Der Wirt wuþte nicht, was das heiþen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stallt¸re zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief ÑBricklebrit,ì und augenblicklich fing das Tier an, Gold zu speien von hinten und vorn, daþ es ordentlich auf die Erde herabregnete. ÑEi der tausend,ì sagte der Wirt, Ñda sind die Dukaten bald gepr”gt! so ein Geldbeutel ist nicht ¸bel!ì Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen, der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, f¸hrte den M¸nzmeister weg und band einen anderen Esel an seine Stelle. Den folgenden Morgen in der Fr¸he zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er h”tte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wiedersah, und ihn gerne aufnahm. ÑWas ist aus dir geworden, mein Sohn?ì fragte der Alte. ÑEin M¸ller, lieber Vater,ì antwortete er. ÑWas hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?ì ÑWeiter nichts als einen Esel.ì ÑEsel gibtís hier genug,ì sagte der Vater, Ñda w”re mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.ì ÑJa,ì antwortete der Sohn, Ñaber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel: wenn ich sage ÑBricklebrit,ì so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voller Goldst¸cke. Laþt nur alle Verwandte herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten.ì ÑDas laþ ich mir gefallen,ì sagte der Schneider, Ñdann brauch ich mich mit der Nadel nicht weiter zu qu”len,ì sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieþ sie der M¸ller Platz machen, breitete sein Tuch aus, und brachte den Esel in die Stube. ÑJetzt gebt acht,ì sagte er und rief ÑBricklebrit,ì aber es waren keine Goldst¸cke, was herabfiel, und es zeigte sich, daþ das Tier nichts von der Kunst verstand, denn es bringts nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme M¸ller ein langes Gesicht, sah, daþ er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die so arm heimgingen, als sie gekommen waren. Es blieb nichts ¸brig, der Alte muþte wieder zur Nadel greifen, und der Junge sich bei einem M¸ller verdingen.

Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, muþte er am l”ngsten lernen. Seine Br¸der aber meldeten ihm in einem Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen w”re, und wie sei der Wirt noch am letzten Abende um ihre sch–nen W¸nschdinge gebracht h”tte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack und sagte Ñes liegt ein Kn¸ppel darin.ì ÑDen Sack kann ich umh”ngen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Kn¸ppel darin? der macht ihn nur schwer.ì ÑDas will ich dir sagen,ì antwortete der Meister, Ñhat dir jemand etwas zuleid getan, so sprich nur ÑKn¸ppel, aus dem Sack,ì so springt dir der Kn¸ppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem R¸cken herum, daþ sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen k–nnen; und eher l”þt er nicht ab, als bis du sagst ÑKn¸ppel, in den Sack.ì Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahem kam und auf den Leib wollte, so sprach er ÑKn¸ppel, aus dem Sack,ì alsbald sprang der Kn¸ppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf dem R¸cken aus, und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daþ, eh sichís einer versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Br¸der waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erz”hlen, was er alles Merkw¸rdiges in der Welt gesehen habe. ÑJa,ì sagte er, Ñman findet wohl ein Tischlein deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack f¸hre.ì Der Wirt spitzte die Ohren: Ñwas in aller Welt mag das sein?ì dachte er, Ñder Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angef¸llt; denn sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.ì Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt, als er meinte, der Gast l”ge in tiefem Schlaf, ging herbei, r¸ckte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen k–nnte. Der Drechsler aber hatte schon lange darauf gewartet, wie nun der Wirt eben einen herzhaften Ruck tun wollte, rief er ÑKn¸ppel, aus dem Sack.ì Alsbald fuhr das Kn¸ppelchen heraus, dem Wirt auf den Leib, und rieb ihm die N”hte, daþ es eine Art hatte. Der Wirt schrie zum Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kr”ftiger schlug der Kn¸ppel ihm den Takt dazu auf dem R¸cken, bis er endlich ersch–pft zur Erde fiel. Da sprach der Drechsler Ñwo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen.ì ÑAch nein,ì rief der Wirt ganz kleinlaut, Ñich gebe alles gerne wieder heraus, laþt nur den verw¸nschten Kobold wieder in den Sack kriechen.ì Da sprach der Geselle Ñich will Gnade f¸r Recht ergehen lassen, aber h¸te dich vor Schaden!ì dann rief er ÑKn¸ppel, in den Sack!ìì und lieþ ihn ruhen.

Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich, als er ihn wiedersah, und fragte auch ihn, was er in der Fremde gelernt h”tte. ÑLieber Vater,ì antwortete er, Ñich bin ein Drechsler geworden.ì ÑEin kunstreiches Handwerk,ì sagte der Vater, Ñwas hast du von der Wanderschaft mit gebracht?ì ÑEin kostbares St¸ck, lieber Vater,ì antwortete der Sohn, Ñeinen Kn¸ppel in dem Sack.ì ÑWas!ì rief der Vater, Ñeinen Kn¸ppel! Das ist der M¸he wert! Den kannst du dir von jedem Baume abhauen.ì ÑAber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich: ÑKn¸ppel, aus dem Sack,ì so springt der Kn¸ppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz, und l”þt nicht eher nach,, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Kn¸ppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Br¸dern abgenommen hatte. Jetzt laþt sie beide rufen und ladet alle Verwandtschaft ein, ich will sie speisen und tr”nken und will ihnen die Taschen noch mit Gold f¸llen.ì Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, f¸hrte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder Ñnun, lieber Bruder, sprich mit ihm.ì Der M¸ller sagte ÑBricklebrit,ì und augenblicklich sprangen die Goldst¸cke auf das Tuch herab, als k”me ein Platzregen, und der Esel h–rte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, daþ sie nicht mehr tragen konnten. (Ich sehe dirs an, du w”rst auch gerne dabei gewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte Ñlieber Bruder, nun sprich mit ihm.ì Und kaum hatte der Schreiner ÑTischchen, deck dichì gesagt, so war es gedeckt und mit den sch–nsten Sch¸sseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergn¸gt. Der Schneider verschloþ Nadel und Zwirn, Elle und B¸geleisen in einen Schrank, und lebte mit seinen drei S–hnen in Freude und Herrlichkeit.

Wo ist aber die Ziege hingekommen, die schuld war, daþ der Schneider seine drei S–hne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie sch”mte sich, daþ sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchsh–hle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar groþe Augen aus der Dunkelheit entgegen, daþ er erschrak und wieder zur¸cklief. Der B”r begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verst–rt aussah, so sprach er Ñwas ist dir, Bruder Fuchs, was machst du f¸r ein Gesicht?ì ÑAch,ì antwortete der Rote, Ñein grimmig Tier sitzt in meiner H–hle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.ì ÑDas wollen wir bald austreiben,ì sprach der B”r, ging mit zu der H–hle und schaute hinein; als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an: er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reiþaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte, daþ es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war, sprach sie ÑB”r, du machst ja ein gewaltig verdrieþlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?ì ÑDu hast gut reden,ì antwortete der B”r, Ñes sitzt ein grimmiges Tier mit Glotzaugen in dem Haus des Roten, und wir k–nnen es nicht herausjagen.ì Die Biene sprach Ñdu dauerst mich B”r, ich bin ein armes schwaches Gesch–pf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich glaube doch, daþ ich euch helfen kann.ì Sie flog in die Fuchsh–hle, setzte sich der Ziege auf den glatten geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, daþ sie aufsprang, Ñmeh! meh!ì schrie, und wie toll in die Welt hineinlief; und weiþ niemand auf diese Stunde, wo sie hingelaufen ist.