Seelen-Reise Nr. 3(15)

 

Deine Eltern hatten recht,
manchmal setzt man seine Ehre auf's Spiel.
Freilich, man kann die Ehre wiedergewinnen,
man muß nur aufhören, zu spielen..

 

Ich bin eine "Geliebte"

 

Vorbemerkung: Diese Seelen-Reise befindet sich in einem Dilemma, das folgendermaßen aussieht: Frauen, auf die dieses Thema zutrifft, die also "Geliebte" sind, wissen das nicht. Das heißt, sie halten sich nicht für solche! Sie haben ja bereits - wie sie glauben - ihre Fähigkeit für ein festes Engagement in einer langjährigen Beziehung, einer Ehe (oder gar in mehreren) unter Beweis gestellt.

Männer wiederum, die mit einer derartigen Frau liiert sind, wissen oft sofort, wovon diese Reise handelt und daß ihre momentane Beziehungspartnerin zu diesem Personenkreis gehört. Es könnte sein, daß sie jetzt - endlich verstehend - ihre Partnerin anschauen und sagen: "Genau! Das bist du!" Und es kann sein, daß sie sie drängen, auf jeden Fall diese "Reise" zu machen.

- Und damit fallen sie automatisch in die Nähe jener Väter (von denen diese Reise handelt), die ihren Töchtern einst einen Auftrag gaben.

Wie man aus diesem Dilemma herausfindet?

Nun: Diesen Männern würde es helfen, wenn sie selbst zuvor die Seelen-Reise Nr. 4 (16) "Ich bin der Liebling der Frauen" machen. Denn es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß ein Mann, die mit einer "Geliebten" in einer Beziehung ist, selbst ein Treue-Thema (gegenüber seiner Mutter) hat. Und daß er erst dieses Thema lösen sollte, bevor er bei seiner Partnerin eine Lösung vom Vater herbeizuhoffen bestrebt sein darf.

 

Teil 1

Es gibt Frauen,

- oft sind es die besonders attraktiven -

die kommen auf eine eigenartige Weise

aus dem "Status" einer "Geliebten" nicht heraus.

Dabei ist es meist so,

daß sie sich händeringend wünschen,

endlich eine feste und verbindliche

Beziehung eingehen zu können

oder in einer eigenen Ehe zu leben.

Aber irgendwie will sich

dieser Wunsch nicht verwirklichen.

Und wenn er sich doch einmal

- was durchaus vorkommt - realisiert,

und eine derartige Frau heiratet,

dann geht das oft ziemlich schnell besonders schief.

Und dann lebt sie weiter,

entweder als "Geliebte" eines Mannes,

der partout nicht heiraten will (oder kann)

oder als "Gespielin" eines verheirateten Mannes,

gleichsam an den Rändern einer fremden Ehe.

Natürlich ist er, um den es sich dann dreht,

in seiner Ehe besonders unglücklich

und "irgendwann" wird er seine Frau auch verlassen.

Aber wegen der Kinder (oder der Bauherrenmodelle)

kommt es dann doch nicht dazu.

Und so leben diese Frauen weiter

im "Status" einer Geliebten.

Und das erste, was es über diesen Status

einer "Geliebten" zu lernen gilt, ist,

daß es tatsächlich ein Status ist

und daß dieser Status nichts mit den

dazugehörigen Männern zu tun hat.

Sondern mit dir, der du diese Männer wählst.

Und ein Status ist so etwas wie

"Linkshändigkeit" oder "Zuckerkrankheit".

Man hat es nicht, sondern man ist es!

Man hat es nicht, sondern "es" hat einen!

Und man kann es nicht einfach abschütteln,

oder "es beim nächsten Mann ganz anders machen"!

Aber anders als bei der "Linkshändigkeit"

oder beim "Diabetes" gibt es für diesen Status,

in dem du dich befindest,

dem "Status einer Geliebten",

die Möglichkeit für eine Heilung.

Oder sagen wir besser:

Die Möglichkeit für einen Statuswechsel.

Aber das erste, was du für diesen Schritt benötigst,

ist das volle und ununwundene Eingeständnis,

daß du eine "Geliebte" bist.

Ohne dieses Eingeständnis,

wirst du deinen Status nicht los.

Ohne dieses rückhaltlose Bekenntnis

wirst du weiter eine "Geliebte" bleiben.

Und nur, damit du dich nicht verläufst:

Eine "Geliebte" kann man auch sein,

wenn schon viele Jahre lang kein männliches

Wesen in deinem Leben vorkam.

Noch einmal: Eine "Geliebte" zu sein,

hat nichts mit den heutigen Männern

in deinem Leben zu tun.

"Linkshänder" bist du ja auch,

wenn gerade nichts zu heben oder zu halten

oder anzufassen ist.

Ich möchte dir trotzdem

einige Erkennungsmerkmale für den

Status einer "Geliebte" mit auf den Weg geben:

Eine "Geliebte" ist man

 

- wenn sehr viele Männer Interesse

an dir (oder an deinem Leib) bekunden,

aber keiner sonderlich daran interessiert ist,

sich fest mit dir zu verbinden oder dich zu heiraten.

 

- oder wenn Männer dich sehr schätzen

oder feurig auf dich reagieren,

du aber im Laufe der Zeit bemerkst,

daß es - neben dir - auch andere Freundinnen

in seinem Leben gibt.

 

- oder wenn Männer, die du sehr anziehend findest,

auffallend oft bereits gebunden (oder gar verheiratet) sind.

(Sage nicht, das hättest du vorher nicht gewußt!

Du kannst sicher sein: Deine Seele hat den Braten

längst gerochen - und ihn mitunter gerade deswegen

auf der Speisekarte gewählt!)

 

- oder wenn du besonders anfällig bist für Männer,

die sich bei dir über ihre "unglückliche Ehe" ausweinen.

 

- oder für Männer, die noch nie so viel "Verständnis" und

"Offenheit" über ihre unglückselige Situation

gefunden haben, wie gerade bei dir.

 

Eines nämlich haben all diese Männer gemeinsam

und daß ist auch der Grund dafür,

daß du mit deiner "Linkshändigkeit" sie auswählst:

(und zwar "traumwandlerisch" - also ohne

daß du es weißt - auswählst)

Sie sind alle nicht frei!

Sie sind alle nicht zu haben!

Und daß ist auch schon die Quintessenz

für den Status einer "Geliebten":

Sie wählen Männer,

bei denen ihr Unbewußtes sicher sein kann,

daß dieser Mann sich langfristig nicht

auf sie einlassen wird.

 

Manche "Geliebte" kehren den Spieß bereits um:

Sie gehen Beziehungen zu Männern ein,

bei denen sie bereits wissen,

daß es nur vorübergehend ist!

Sie wählen gleichsam "Lückenbüßer",

natürlich nur solange, bis

- wie sie glauben -

eines Tages dann der "Richtige" kommt.

Und man den "Lückenbüßer" wieder fallen lassen kann.

 

Daß dieses Spiel hochgradig gefährlich ist,

- und zwar für ihre eigene Seele gefährlich ist -

kommt ihnn nicht in den Sinn.

Man muß nämlich

- als Frau genauso, wie als Mann -

für die Beziehung zu einem "Lückenbüßer"

hinterher selbst "büßen".

Es scheint in der Seele eine Art Regel zu geben,

eine Regel, die etwa so lautet:

Warst du vier Jahre mit jemandem zusammen,

den du eigentlich von anfang an nicht wolltest

- also mit einem "Lückenbüßer -,

so brauchst du normalerweise vier Jahre

(nach Beendigung der Beziehung!)

um den Platz wieder freizubekommen

für eine neue Beziehung.

Man benötigt also fast ebensoviel Zeit,

die ungewollte Beziehung zu verdauen,

wie sie ursprünglich gedauert hat.

Diese Regel gilt natürlich nur,

wenn man den Dingen seinen natürlichen Lauf läßt.

(Sie gilt nicht, wenn es dir gelingt,

dem "Lückenbüßer" in einem therapeutischen Setting

seine Ehre zurückzuerstatten.)

 

Ich kenne eine Frau,

deren erste Beziehung (mit 17 Jahren)

zu einem Manne ging,

der eine sehr ernste Krankheit hatte.

Er war zwanzig Jahre älter

und ein herzensguter Mensch.

Aber eine Heirat kam für sie nicht in Frage,

auch weil ihre Eltern ihr bedeuteten,

daß dieser Mann nicht lange zu leben hätte.

Die Beziehung dauerte fünf Jahre,

dann trennten sich die beiden.

Nach zwei "Lückenbüßer-Beziehungen"

lernte sie dann endlich den

"Mann ihres Lebens" kennen.

Sie war "Feuer und Flamme" und

auch die Eltern der Frau waren hocherfreut.

Drei Jahre späer heirateten die beiden

in einer schönen Kirche und in weiß.

Vier Wochen nach der Hochzeit

(eine Woche nach der Hochzeitsreise)

zog der Ehemann aus der schönen

- mit viel Liebe von den beiden eingerichteten Wohnung -

aus!

Er hatte nämlich jetzt die

"Frau seines Lebens" gefunden

und seine Ehefrau blieb allein zurück.

Sie brauchte viele Jahre

um über diesen Trennungsschmerz

und über die Verletzung ihres Stolzes hinwegzukommen.

Anschließend hatte sie wieder

einige "Lückenbüßer-Beziehungen"

und vor zwei Jahren traf ich sie wieder:

Sie war allein.

Sie ist immer noch sehr attraktiv

und lebt wieder - Platz ist genug vorhanden -

im Hause ihrer Eltern.

Und es steht zu vermuten,

daß dieses Spiel so weitergehen wird,

bis sie eines Tages ein Bewußtsein entwickelt

von ihrem Status:

Sie ist eine Geliebte!

Und keine Frau!

 

Ja, das ist auch etwas,

was zum Status einer Geliebten gehört:

Sie bleibt auf ewig so etwas

für das die deutsche Sprache gar kein Wort hat.

Bei Männern gibt es dieses Wort,

hier heißt es "Jüngling".

Eine Geliebte ist so etwas wie ein weiblicher Jüngling,

jugendlich attraktiv und oft

viel jünger aussehend als sie ist

- aber sie erreicht nicht den Status einer "Frau".

In den weitaus meisten Fällen

stellt sich auch bei einer Geliebten kein Kind ein.

Sei es, daß sie es zu verhüten weiß,

sei es, daß sie nichts dergleichen unternimmt

und trotzdem nicht schwanger wird.

(Ja, ich kenne einige "Geliebte", die verhüten nie

und werden trotzdem nicht schwanger.)

 

Ich kenne noch eine andere Frau,

die war zwanzig Jahre die Geliebte

eines verheirateten Mannes.

Und er hat sie die ganze Zeit in dem Glauben gelassen:

Er würde sich scheiden lassen.

(Wenn die Kinder erwachsen seien,

wenn die Hypotheken bezahlt seien

und wenn es seiner kranken Frau besser ginge.

Und als er dann nach zwanzig Jahren

tatsächlich geschieden wurde

- heiratete er sofort darauf eine andere.

Die Frau aber, die so viele Jahre gewartet hatte,

und die sich erst einmal ganz enttäuscht

und empört von ihm abgewendet hatte,

ist heute - drei Jahre später - wieder seine Geliebte.

 

Teil 2

Wir wollen uns jetzt auf den Weg machen,

dieses Geheimnis, das Geheimnis der Geliebten,

ein wenig zu erkunden.

Und zu diesem Weg gehört es,

daß du dir noch einmal einige der vergangenen

Beziehungen innerlich vor Augen führst.

Jene Beziehungen also,

die zu deinem Status gehören

und die dir vom Schicksal zugeführt worden sind,

damit du etwas über ebendiesen Status lernen kannst.

Wieder nimmst du als erstes Kontakt auf

zu deinem Atem.

Wieder läßt du dich von ihm

- vertrauensvoll - leiten und führen.

(15 Sekunden)

Und während du jetzt deinem Atem lauscht,

führt er dich - ohne dein Dazutun - ganz von allein,

getragen nur von deinem Vertrauen,

in jene Areale deiner Seele,

in denen deine Beziehungen zu Männern sich befinden.

Er führt dich also in jene Räume und Kammern,

in denen deine Partnerschaften leben.

Ja, sie leben hier weiterhin.

Im Außen mögen sie lange vorbei und vergessen sein.

Aber hier im Inneren sind sie so frisch

wie am ersten Tag.

Die Seele vergißt nie etwas.

Die Seele bewahrt alle Menschen,

die einmal deinen Weg gekreuzt haben,

getreulich in ihrem Inneren auf.

Die Seele hat für jeden deiner Partner

einen inneren Raum eingerichtet

und hält damit sein Gedenken in Ehren.

Meist ganz im Gegensatz zu dir,

der du diesen Partner längst vergessen hast,

oder ihm noch etwas nachträgst,

oder ganz und gar nicht freundlich auf ihn zu sprechen bist.

(15 Sekunden)

Ja. dein Atem führt dich

- ganz von allein -

auf diese Etage deiner Partnerschaften.

Ein und Aus.

 

Teil 3

Und jetzt taucht - aus deinem Atem heraus -

vor dir ein Korridor auf, eine Art Flur,

als wäre es eine Wohnung.

Und rechts und links dieses Ganges

befinden sich Räume. Zimmer.

Und in jedem dieser Räume

wohnt ein vorheriger Partner von dir.

Und es wohnen nicht nur die realen Partner darinnen,

sondern auch jene männlichen Wesen,

mit denen du dich in deinen Träumen und Hoffnungen

lange beschäftigt hast.

Die du aber real nie hast bekommen können.

Bei manchen Frauen sind auf diesem Flur

vielleicht nur zwei oder drei Zimmer,

bei anderen wiederum ist es eine ganze Zimmerflucht:

Ein sehr langer Flur mit sehr vielen Zimmern.

Dein Atem zeigt dir jetzt

wie viele Zimmer deine Etage hat!

Du atmest jetzt den Flur mit den Kammern herbei!

(15 Sekunden)

Und du kannst sehen: Jeder der Männer,

mit denen dich einmal eine Beziehung

oder auch nur ein mehr oder weniger

flüchtiges Abenteuer verband,

jeder dieser Männer hat einen eigenen Raum.

In deiner Seele.

(15 Sekunden)

Manche Männer, mit denen du viele Jahre verbracht

oder in die du viele Hoffnungen investiert hast

bewohnen sehr große Appartements.

Andere Männer, mit denen du nur Wochen

oder Tage oder gar nur Stunden verbracht hast,

bewohnen nur relativ kleine Abstellkammern.

Und weiter atmest du

- tief ein und tief aus -

und dabei gehst du

den kurzen oder den langen Flur entlang

und du schaust nach rechts und nach links

zu den dort vorhandenen Türen.

Ganz langsam machst du das.

Und die Türen ziehen an dir vorbei.

Manchmal stehen Namen auf den Türen:

"Klaus" oder "Manfred" oder Heinz-Helmuth"

oder wie die Männer in deinem Innen eben heißen.

In deiner Seele.

(15 Sekunden)

Und manche Türen stehen sind auch geöffnet.

Dann kannst du sie sehen

- deine Männer!

Die Männer deines Lebens.

Vielleicht stehen sie am Fenster,

vielleicht sitzen sie,

den Kopf in die Hände gestützt,

auf dem Bett - als würden sie nachsinnen.

(15 Sekunden)

Aber du schaust weiter nach rechts und nach links.

Und du gehst weiter.

Die Männer sehen dich nicht.

Sie sind mit sich beschäftigt

und der Flur, in dem du dich befindest,

liegt ein wenig im Dunkeln,

so daß sie dich gar nicht wahrnehmen können.

Langsam und bedächtig schreitest du weiter.

Schaust sie an,

wie sie da in den inneren Kammern deiner Seele

sitzen oder stehen.

Und fast scheint es dir,

als würde sich die Zeit hier unten

ungewöhnlich dehnen,

so daß du schon einige Zeit brauchst,

um an einer Türöffnung vorüber zu gehen.

Und wenn dann die Tür auf der linken Seite vorbei ist,

schaust du zur rechten Seite,

wo eine neue Tür sich auftut.

Langsam, ganz langsam,

- im Ein und Ausdes Atems

ziehen die Räume so an dir vorbei.

(15 Sekunden)

Und während du so weitergehst,

nach rechts und nach links schauend,

erscheint es dir fast so,

als ob du nicht gingest,

sondern als ob dein Gang

eine Art feierliches Schreiten wäre.

Und auch deine Kleidung hat sich

- ohne daß es dir aufgefallen wäre -

verändert: Sie ist kostbarer geworden.

Samtene Gewändern, fließende, wallende Stoffe,

Goldbrokat und Spitze.

Und ein Pelzbesatz an den ƒrmeln und am Kragen.

Und auf dem Kopf spürst du

so etwas wie eine Krone.

Nein, nicht ganz so schwer:

Eher ein Krönchen!

Ja, irgendwie fühlst du es jetzt auch:

Du bist von edlem Geblüt.

Eine aristokratische Gestalt.

Eine Schönheit.

Wie eine Prinzessin.

(15 Sekunden)

Eigentlich viel zu schade und viel zu edel

für diese eher durchschnittlichen Männer.

(15 Sekunden)

Und so schreitest du - würdevoll - weiter.

Im Ein und Aus deines Atems.

Ja, würdevoll ist das richtige Wort.

Oder: Huldvoll.

Und du schaust dir an,

ob all diese Männer deine Huld verdient haben.

Ob sie deiner Würde entsprechen konnten

- oder: Ob sie ihr entsprochen haben?

Und dabei schreitest du weiter.

Immer weiter.

Rechts und Links.

Ein und Aus.

Und jetzt siehst du auch:

Es gibt zwei Arten von Männern,

die sich in den Räumen deines Lebens aufhalten.

Die einen, die schon bereit wären,

dir und deiner aristokratischen Haltung zu huldigen.

Sich vor dir zu verneigen

- denn für sie bist du eine Prinzessin.

(15 Sekunden)

Aber irgendwie bist du an ihnen

nicht sonderlich interessiert.

Irgendwie passen sie nicht zu dir

und zu deinem Status.

Und dann gibt es noch die anderen:

Sie hätten dich schon fasziniert - diese anderen.

Aber sie waren nicht bereit,

sich vor dir zu verneigen.

Ja, im Gegenteil, sie hatten oft andere Frauen,

denen sie mehr Huldigungen entgegenbrachten - als dir.

Für sie warst du keine Prinzessin.

Sie sahen dein Krönchen nicht.

Sie schauten zu sehr nach anderen.

(15 Sekunden)

Ja, das alles siehst du jetzt

im Ein- und Aus deines Atems.

Und dann stehst du unversehens

am Ende des Flures.

Direkt vor einer Tür.

Sie ist nicht rechts oder links des Ganges,

sondern an seinem Ende, direkt vor dir.

Die Tür steht einen Spalt offen

und du kannst ein wenig hineinschauen.

Und du siehst dort ein sehr vertrautes Zimmer.

Aber im ersten Moment weißt du noch nicht,

woher du es kennst.

Doch dann begreifst du,

daß es eines der Zimmer deines Elternhauses ist.

Eines der Zimmer - von vor vielen, vielen Jahren.

Und es kann sein, du bist ein wenig änglich,

die Tür zu öffnen und einzutreten.

Du ahnst nämlich: Wenn du hier eintrittst,

in dieses Zimmer deines Elternhauses,

dann bist du wieder klein.

Dann wirst du wieder zu einem kleinen Mädchen.

Irgendwo zwischen drei und zehn Jahren alt.

Und bevor du eintrittst,

öffnest du vorsichtig die Tür ein wenig mehr.

Eine Person sitzt in diesem Raum,

auf einem Stuhl, einen Sessel oder einem Sofa.

Eine männliche Person.

Und dann siehst du auch: Es ist dein Vater!

Der da sitzt.

Den Kopf gesenkt - auf die Hände gestützt.

Und es will dir scheinen

als hätte er Kummer oder Sorgen.

Als ginge es ihm nicht so gut.

(15 Sekunden)

Und jetzt bist du nicht mehr zu halten,

du betrittst den Raum und

- je nachdem, wie du ihn damals gerufen hast -

sagst du jetzt laut:

"Papi" oder "Vati" oder "Vater".

(10 Sekunden)

Und er schaut hoch

und jetzt sieht er auch sein kleines Mädchen

(denn du bist beim Eintreten ziemlich klein geworden),

seine sorgenvollen Züge erhellen sich

und ein Lächeln gleitet über sein Gesicht.

Ein Strahlen überdeckt seinen Kummer

und er sagt:

 

"Hallo, Prinzessin!"

 

"Meine kleine Prinzessin!"

 

Und ganz schnell läufst du zu ihm hin

und kuschelst dich ganz dicht an ihn.

Und deine kleinen Hände streicheln seine Wangen.

Und dann sagst du,

du sagst es mit deiner Kleinmädchenstimme ganz laut:

Du sagst die Worte wirklich laut:

 

"Lieber Papi, sei nicht traurig.

Ich bin doch wieder da!"

 

"Ich bleibe doch immer bei dir!"

 

"Ich bleibe doch immer deine kleine Prinzessin!"

 

"Das verspreche ich dir!"

 

"Bitte, bitte sei nicht mehr traurig!"

 

Und ganz stolz sitzt du jetzt

auf den Knien deines Vaters

und dein Blick fällt zur Tür.

Und dort an der Tür steht eine erwachsene Frau.

Die erwachsene Frau, die du einmal werden wirst.

Die Frau, die gerade noch durch den Gang hindurch

alle ihre Männer-Beziehungen noch einmal gesehen hat.

Und du wendest dich dieser erwachsenen Frau zu

und sagst zu ihr mit deiner Kleinmädchenstimme:

 

"Gell, wir bleiben bei ihm! Für immer?"

(15 Sekunden)

 

Und jetzt bist du wieder die erwachsene Frau.

Du stehst immer noch in der Tür zum Raum deines Vaters.

Du siehst das kleine Mädchen,

das du einmal warst.

Sie trägt ein kleines Krönchen auf dem Kopf.

Und du siehst das Versprechen,

das du einmal gegeben hast.

Als du noch klein warst.

(15 Sekunden)

Und du erinnerst dich an all die Männer deines Lebens.

An all die Räume, an denen du gerade vorbeigegangen bist.

Und du siehst jetzt auch,

daß sie alle keine Chance hatten.

Keine Chance gegen dieses kleine Mädchen,

daß die ganzen Jahre

ihrem traurigen Vater gegenüber so treu war!

(15 Sekunden)

Und jetzt betrittst du selbst diesen Raum.

Du betrittst ihn als erwachsene Frau.

Und du gehst zu deinem Vater

und zu dem kleinen Mädchen,

das du einmal warst.

Und du kniest dich nieder,

so daß du auf gleicher Höhe mit dem kleinen Mädchen bist

- nur sein Krönchen ist noch ein wenig höher als du -

und du schaust deinen Vater an,

der sich aufgerichtet hat,

das kleine Mädchen auf seinen Knien.

Sein Kopf ist jetzt höher als deiner.

Und jetzt sprichst du zu ihm.

Du sagst die Worte wieder laut:

 

"Lieber Vater, es war sehr schön für mich,

daß ich deine Prinzessin sein durfte."

 

"Das hat mich sehr wichtig

und sehr wertvoll gemacht!"

 

"Und: Ich habe geglaubt,

daß ich dir damit helfen könnte."

 

"In deiner Einsamkeit!"

 

"In deiner Traurigkeit und in deinem Kummer."

 

"Aber heute sehe ich, daß diese Entscheidung

mich selbst einsam und kummervoll gemacht hat."

 

"Aus Treue zu dir habe ich alle Männer in meinem Leben

nach einer bestimmten Zeit fortgeschickt."

 

"Ich weiß, du hast das nicht von mir verlangt!"

"Ich habe es selbst getan,

weil ich so gern deine Prizessin bleiben wollte."

 

"Aber heute sehe ich,

daß das nicht geht."

 

"Ich bin deshalb heute gekommen,

um dir dein Krönchen zurückzugeben."

 

"Und um mein kleines Mädchen

dafür - mit mir - zurückzunehmen."

 

"Und schweren Herzens - lieber Vater -

bitte ich dich: Nimm das Krönchen zurück,

es ist viel zu schwer für die Kleine und für mich!"

 

Und dann schaust du deinen Vater an

und du nimmst das kleine Krönchen

vom Kopf des Kindes

und gibst es deinem Vater zurück.

(15 Sekunden)

Jetzt ist das Kind kleiner als du.

Du schaust zu ihm hinab.

Und du sagst laut zu ihm:

 

"Wir müssen jetzt gehen - Komm!"

(15 Sekunden)

 

Und du schaust deinen Vater an

und du schaust dein kleines Kind an.

Und es kann sein, daß die Kleine ein schweres Herz hat.

Aber du weißt: Dein Vater wird es schon machen.

(15 Sekunden)

Und jetzt sagst Du:

 

"Wir sind jetzt nicht mehr deine Prinzessin."

 

"Aber wir werden immer deine Tochter sein."

 

"Und du wirst immer unser Vater sein."

 

Und dann verneigt ihr euch vor eurem Vater

und geht zur Tür.

Du nimmst jetzt die Kleine auf den Arm

und flüsterst ihr ins Ohr:

 

"Es wird alles - trotzdem - wieder gut!"

 

Ihr verlaßt jetzt den Raum und geht

mit energetischen und energischen Schritten

durch den Flur.

Vorbei an den Türen,

die jetzt alle geöffnet sind.

Zum gegenüberliegenden Ende des Flures.

Auch hier befindet sich eine Tür!

Auch sie ist halb geöffnet.

Es ist der Raum deiner Mutter.

Aber bevor du ihn betrittst,

drehst du dich noch einmal um.

Alle Männer deines Lebens haben die Köpfe

aus ihren Türöffnungen gestreckt:

Dein energetischer Schritt hat sie neugierig gemacht.

Du schaust sie an.

Wendest dich ihnen ganz zu.

Und dann sagst du - laut -

und du schaust jeden an dabei.

Du sagst es und du beziehst das kleine Mädchen

auf deinem Arm dabei ein:

 

"Es tut mir sehr leid!

Wir waren noch nicht bereit!"

 

"Mit unserer Seele waren wir noch

ganz bei unserem Vater."

 

"Ohne es zu wissen,

habe ich euch allen Unrecht getan."

 

"Es tut mir leid!"

 

"Meinen Teil dieses Unrechts

werde ich jetzt tragen!"

 

"Und weil ich das jetzt weiß,

trage ich euch nichts mehr nach!"

 

"Ich wünsche euch Frieden!"

(15 Sekunden)

 

Jetzt verneigst du dich leicht vor ihnen

und dann drehst du dich wieder um.

 

Du betrittst jetzt mit dem Kind auf dem Arm

den Raum deiner Mutter.

Sie wartet schon auf dich

und sie strahlt dich an.

Du stellst das kleine Kind auf die Erde

und du sagst laut:

 

"Liebe Mama,

sehr lange habe ich dir schon

deine kleine Tochter vorenthalten."

 

"Jetzt ist das vorbei.

Jetzt lasse ich sie bei dir!"

 

"Hier - bei dir - kann sie wachsen.

 

"Hier kann sie eine Frau werden!"

 

"Bei dir kann sie es lernen!"

 

"Sie wollte so gern eine Prinzessin sein

- und ich auch!"

 

"Jetzt - mit deiner Hilfe - können wir das lassen."

 

"Bitte zeige uns, was es heißt,

eine Frau zu sein!"

 

Deine Mutter nimmt jetzt das kleine Kind auf den Arm,

lächelt dir zu und sagt:

 

"Es ist schön, daß ihr da seid.

Wir werden das schon machen.

Wir Frauen!"

 

(15 Sekunden)

 

Und dann sagt sie noch:

 

"Du wirst sehen,

wie schnell die Kleine wächst!"

 

Und mit dem Versprechen,

daß du bald wieder vorbeischauen wirst,

läßt du dein kleines Kind jetzt

in der Obhut deiner Mutter,

lächelst den beiden noch einmal zu

und kehrst dann zurück zu deinem Atem.

 

Teil 4

Und dann verschwinden die Bilder wieder.

Die Bilder ziehen sich zurück

und dein Atem begrüßt dich wieder

wie einen alten Vertrauten.

Er weiß schon von ganz allein,

wie er dich wieder in die Welt des Tages zurückbringen kann.

Und das tut er jetzt.

Als erstes macht er sich bemerkbar in deinen

Armen und Beinen.

Sie werden wieder frisch und beweglich.

Lebenskraft - vom Atem getragen -

kehrt wieder in deine Glieder zurück.

Und dann öffnest du deine Augen und blinzelst ein wenig.

Jetzt reckst und streckst du dich

und begrüßt deine Welt.

Eine Welt, in der du jetzt nicht mehr

Prizessin sein muß.

Du bist jetzt wieder ganz im Hier und Jetzt,

bist wieder ganz WACH!


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