in eigener Sache

 

 

 

Wenn Sie diese Zeilen lesen, existiert "symbolon - Die Praxis für Therapie" seit 24 Jahren. Wir sind also jetzt volljährig. Voll an Jahren. Ein weiter Weg liegt hinter uns - und ein ebenso weiter Weg liegt noch vor uns.

Und weil wir immer wieder gefragt werden - Wie ist es dazu gekommen? Wie war euer Weg? Was habt ihr wo gelernt? - hier ein kleiner Abriss unserer Geschichte aus der Sicht des männlichen Mitspielers.

Alles begann damit, dass meine Therapeuten, bei denen ich seit drei Jahren primärtherapeutische Sitzungen und Gruppen absolviert hatte (Gertrude Kapellen und Dieter Herrmann) mir 1977 eröffneten, dass sie planten, ihre Praxis zu vergrössern und sie mich fragten, ob ich als Therapeut bei ihnen einsteigen wollte. Auf meine Rückfrage, wie denn das gehen solle, da ich doch kein Therapeut sei, antworteten sie mir, dass sie mir das schon beibringen würden. Und da ich zu dieser Zeit noch in Richtung Promotion studierte und nicht wusste, wo ich eigentlich hinwollte (und auch genügend Zeit hatte) wurde ich Therapeut - ohne es je angestrebt zu haben.

Freilich, ich hatte zu dieser Zeit bereits das Studium der Psychologie und Soziologie - Schwerpunkt Sozialpsychologie - mit einem Diplom abgeschlossen, hatte zwei Bücher über die Themen der Seele geschrieben (Sozialisation 1973 und Subjektivität 1976) und so brachten mir die beiden innerhalb eines Jahres bei, was für die Praxis primärtherapeutischer Arbeit notwendig war. Ich hospitierte in ihren Gruppen und hatte bald eigene Klienten, deren Arbeit von ihnen supervidiert wurde. Nach etwa drei Jahren primärtherapeutischer Arbeit (gegründet unter dem Namen "Urschrei-Therapie" von Arthur Janov) begab es sich, dass erste Patienten durch Geburts- und Intrauterinerfahrungen zurück regredierten und (sehr glaubhaft und heftig) in früheren Jahrhunderten landeten. Leider hatte Janov mir darüber nichts erzählt und so fühlte ich mich mit dieser Arbeit überfordert. Ich begleitete die Patienten so gut ich konnte auch in diese seelischen Regionen hinein, suchte aber gleichzeitg nach einem Therapeuten, der sich hier besser auskannte als ich. Ich fand in München das "Privatinstitut für ausserordentliche Psychologie" unter der Leitung von Thorwald Dethlefsen und absolvierte hier eine Intensivphase Reinkarnationstherapie (20 Sitzungen in vier Wochen) am eigenen Leib.

Damit wurde meine Janov-Arbeit durch ein neues Grundprinzip erweitert: Es ging jetzt nicht mehr nur darum, mich zur Wehr zu setzen oder den Urschmerz hinauszuschreien oder herauszuprügeln, sondern es ging jetzt um die "Integration des Schattens". Um das Annehmen des Dunklen als ein wichtiger Teil der eigenen Seele und damit um eine Versöhnung mit dem übel. Das waren völlig neue Töne. Und sie taten meiner Seele gut.

Gleichzeitig mit meiner Lehrzeit als Therapeut (und noch vor der Reinkarnationstherapie) trat 1977 die Astrologie in mein Leben. Schon am Beginn meiner Studiums (1969) war ich fasziniert von der psychoanalytischen Symbollehre. Ich tauchte ein in die Welt der Symbole. Doch jetzt in der Astrologie traf ich auf einmal auf das am weitesten entfaltete (gar eine Systematik aufweisende) Symbolsystem, das es je gegeben hat. Es traf mich in den Bauch und mitten zwischen die Augen. Und ich habe mich bis heute von diesen beiden Schlägen nie erholt. Ich sehe immer noch "Sterne" und hoffe, dass es noch viele Jahre so bleiben wird.

Wie kam es dazu, dass ein an der Universität lehrender, wissenschaftlich geschulter Mensch, so "tief sinken" konnte, sich mit einer solchen Disziplin überhaupt zu beschäftigen? Immerhin hatte ich (auch) bei Adorno studiert (und verehrte ihn) und sein Satz über dieses Thema kannte keine Gnade: "Astrologie ist die Philosophie der dummen Kerle!"

Nun, meine zweite Ehe war zu Ende, meine Frau hatte mich gerade verlassen und ich lebte jetzt in einem tiefen Jammertal. Ein Kollege, ebenfalls ein Lehrbeauftragter an der Frankfurter Uni, sah meinen tiefen Kummer und er hatte wohl das Gefühl, jetzt könne nur eine Radikalkur noch helfen. Er, der mich sonst nur aus den Fachbereichskonferenzen kannte, fragte nach meinen Horoskopdaten. Ich gab sie ihm, ich hätte ihm auch meine Schuhgrösse gegeben, wenn er danach gefragt hätte. Eine Woche später hatte er mein Horoskop in der Tasche. Wir schauten im Lichthof der Uni auf das Blatt und der erste Satz, den er sagte, besiegelte mein Schicksal: "Aha, Sonne/Neptun, also ohne Vater aufgewachsen." Er sagte mit Sicherheit noch mehr, aber dieser Satz setzte sich in mir fest. Und liess mir keine Ruhe mehr. Der Kollege konnte das nicht von mir wissen. Ich hatte es noch niemandem gesagt. Aber mir wurde klar: Wenn Derartiges auf einem Blatt mit mir unbekannten Symbolen zu lesen steht, dann wird es höchste Zeit, dass ich mich um dieses System kümmerte. So begann es! Hätte ich damals geahnt, dass mich diese Entscheidung meine universitäre Karriere kosten würde, so hätte ich sie mit Sicherheit nicht getroffen. Aber den Bewohnern des Jammertals ist ganz vieles auf einmal ganz egal. Dem Schicksal sei Dank!

Noch einen anderen Menschen, der die Weichen in meiner Seele neu ausrichtete, lernte ich in dieser Zeit kennen. Durch meine Arbeit als Primärtherapeut lernte ich verschiedene amerikanische Therapeuten kennen. Sie gaben Workshops in unserem Zentrum. Einer schwärmte von einem Kongress in Spanien, bei dem sich die "Creme" der "transpersonal psychology" im Sommer einfinden würden. Natürlich musste ich dort hin. Drei Wochen lang konnte ich dort zuschauen, wie erwachsene Menschen mit LSD und Alkohol fröhlich waren. Die männlichen Therapeuten haben mich nicht sehr überzeugt (ich bin halt ein Schütze-Aszendent) aber die einzige Frau in dieser "Creme" verstand es, mir die geistigen Flötentöne beizubringen: Jean Houston.

Mit ihr und ihrer Trance-Stimme durchreiste ich (auch in späteren Jahren wiederholt) die seelischen Räume der griechischen Mythen, der Grals-Geschichte und der Göttlichen Komödie von Dante. Jean Houston wurde damit - für mich - zur Mutter der Phantasie-Reisen. Meine Liebe zu dieser Form der seelischen Arbeit entstammt direkt ihrem Eros und ihrer Begeisterung, mit der sie diese alten Geschichten (die in jeder Seele existieren) zu neuem Leben erweckt. Noch etwas hat sie mich gelehrt: Nämlich dass Musik in jeden Therapieraum gehört. Weil die Seele damit sehr viel schneller befiedert wird.

Etwa seit 1982 waren damit alle Zutaten für unsere Art der Arbeit an und in der Seele versammelt. Aus der Primärtherapie die Arbeit an sehr frühen Arealen des Menschseins. Aus der Reinkarnationstherapie die Arbeit an den Versöhnungen im Inneren. Aus der Astrologie (und den Jung'schen Archetypen) die Arbeit an den einzelnen "Inneren Personen" als Themenbereiche der Seele. Von Jean Houston die Trance und die Musik. Wenn ich jetzt "uns" sage: 1982 trat Ingrid Zinnel in mein Leben und meine Arbeit. Ihre grosse Kraft der Imagination und der Kreativität, ihre Herzlichkeit führten schnell dazu, dass wir dem Kind auch endlich einen Namen gaben: "symbolon. Praxis für Therapie"

Heute ist Ingrid glücklich mit Roy in der Schweiz verheiratet und baut dort an ihrem eigenen Symbolon. 1993 betrat ein neuer Mensch die Eingangshalle meiner Seele und brachte diese zum Erstrahlen: Heidemarie. Sie ist auch Therapeutin und zwei Jahre später heirateten wir. Seit 1995 führen wir die Frankfurter Praxis jetzt gemeinsam.

Ebenfalls 1995 trat ein neuer grosser Seelenführer in unser gemeinsames Leben ein: Bert Hellinger. Seine Arbeit führte schnell dazu, anstatt weiterhin nur mit eher abstrakten inneren Personen zu arbeiten (die Stärke, der innere Partner, der Verbündete, der Tod etc.), jetzt mit ganz konkreten Personen aus dem Familiensystem sehr viel schneller ein seelisches Versöhnungswerk zu vollführen. Ein Kreis schloss sich: Von den Anfangsjahren der Psychoanalyse (mit dem Schwerpunkt auf den Eltern) in einem grossen Bogen (und mit neuen Werkzeugen) zum jetzt sehr viel umfangreicheren "System Familie und Schicksal" hatten sich die Möglichkeiten unserer Arbeit reich erweitert. Und da stehen wir heute!

 

 

 


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