4-Hänschen Klein


KINDERKRAM - Eine Reise durch den kindlichen Tierkreis in zwölf Stationen
von Heidemarie Orban

 
  
 

Vierte Station: »Hänschen Klein – Ging allein in die weite Welt hinein«
(auffallend ähnlich dem Tierkreiszeichen Krebs)

"Stock und Hut steh´n ihm gut
Ist gar wohl gemuht.
Aber Mama weinet sehr
Hat ja nun kein Hänschen mehr
Da besinnt sich das Kind
Kehrt nach Haus geschwind”.

Eigentlich sagt dieses Kinderlied alles Wichtige aus über dieses Kind: Es ist klein und hilflos ohne die Mutter. Aber weil sie dem Kleinen Hänschen gegenüber so sehr gemein war (vielleicht hat sie ihm kein Eis gekauft mit der fadenscheinigen Begründung: du hattest doch schon drei! Oder sie hat es gezwungen diesen widerlichen Spinat auf zu essen, obwohl sie ganz genau weiß, wie sehr es Spinat hasst) zieht er seinen Hut auf und geht in die Welt. Er ist beleidigt. Kein Kind dieser Welt kann so gut beleidigt sein wie dieses.

Er verlässt die Mutter, um sie für ihren schwerwiegenden Fehler angemessen zu bestrafen. So, wie sie es in seinen Augen verdient hat. Und dann, dann, wenn sie sehr weinet, dann und erst dann, wenn sie genau so einen schrecklichen Schmerz in ihrer Seele verspürt wie er, wenn sie genauso leidet, dann kehrt er zurück zu ihr. Immer in der Hoffnung, dass sie nun ihre Lektion endlich gelernt hat.

Vielleicht weint dieses Kind aber auch nur ganz schrecklich, wenn es ins Bett soll. Schreit, bis die Balken sich biegen. Bis die Nerven der Eltern und die der Nachbarn blank liegen. Als Strafe. Jeden Abend. Immer wieder. Es ist doch so klein und so hilflos und will so gerne auf den Arm – immerzu. Davon bekommt es nie genug, denn es ist sehr bedürftig was Nähe und Geborgenheit betrifft.

Es hängt am Rockzipfel und lässt nicht mehr los. Aber wehe man ruft es mal  zur Ordnung, nimmt es in die Pflicht, dann ist das Kind beleidigt, zieht ein Flunsch und zeigt der ganzen Welt wie böse man ist. Halt Hänschen klein! Dann wird er zum Terroristen, zum Gefühlsterroristen.

Und dann gnade ihnen allen Gott!