6-Cinderella


KINDERKRAM - Eine Reise durch den kindlichen Tierkreis in zwölf Stationen
von Heidemarie Orban

  

Sechste Station: »Cinderella oder Das Aschenputtel«
(auffallend ähnlich dem Tierkreiszeichen JUNGFRAU)

Wir alle kennen das Märchen von Cinderella oder vom Aschenputtel, wie es in der Version der Gebrüder Grimm heißt. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Dieses Mädchen ist gut und hilfreich und fromm. Denn das hat sie ihrer Mama auf dem Totenbett versprochen.

Sie ist bescheiden. Es bleibt ihr auch gar nichts anderes übrig als sich an die schwierigen Gegebenheiten mit der Stiefmutter und den Stiefschwestern an zu passen. Da sie gut und fromm ist, wählt sie die Bescheidenheit und die Demut, um das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie rebelliert nicht! Sie tut artig, was von ihr verlangt wird.

Später – so glaubt sie – belohnt sie dann das Leben dafür und sie bekommt den Königssohn. Und etwas von diesem Aschenputtel finden wir auch hier. Dieses Kind passt sich an die jeweiligen Gegebenheiten an, ist eher brav und bescheiden und bleibt stets unauffällig im Hintergrund des Geschehens.

Dabei verfolgt es alles um sich herum sehr aufmerksam, hat ganz offene Augen und weit offene Ohren, damit ihm nichts entgeht. Manchmal sieht es daher so aus als ob es neugierig wäre – und irgendwie stimmt das auch. Aber diese “Neugierde” hat einen viel tieferen Sinn: Das Kind kontrolliert, dass alles seine Ordnung hat. Das alle da sind, die da sein müssen und das nichts zu passieren droht.

Wenn zwei sich streiten ist dieses Kind dasjenige, das schlichten und versöhnen muss. Denn: Wenn nötig macht es den Ausgleich selbst, damit die Ordnung wieder hergestellt werden kann und alles wieder so ist, wie es sein soll. Wenn man das alles verstanden hat, dann versteht man auch die Vorliebe dieses Kindes für die Details. Und für die kleinen Müsterchen: Pünktchen, Sternchen Kästchen … etc.

Es ist diese Liebe zum Detail, die in schwierigen Situationen eine Überschaubarkeit ermöglicht und damit auch das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Diese Sicherheit wäre dann die Belohnung – so ähnlich wie der zukünftige Königssohn im Märchen. Das ist allerdings mitunter mit sehr viel Anspannung und Anstrengung verbunden, und fordert natürlich auch seinen Preis: ein Teil des Kindseins, der Leichtigkeit und der Unbekümmertheit gehen dabei verloren. Zu früh holt der Ernst des Lebens dieses Kind ein und nimmt es in die Pflicht.