11-Der kleine Außenseiter
KINDERKRAM - Eine Reise durch den kindlichen Tierkreis in zwölf Stationen
von Heidemarie Orban
Elfte Station: »Der kleine Außenseiter«
(auffallend ähnlich dem Tierkreiszeichen Wassermann)
Später, wenn dieses Kind erwachsen geworden ist und über seine Kindheit und über sein bisheriges Leben reflektiert, wird sich dieser Erwachsene erinnern, dass er schon früher als Kind nie richtig dazu gehört hat. Das er immer am Rande stand und doch so gerne auch dabei gewesen wäre: Einfach nur zu einer Gruppe dazugehören. Das wäre es gewesen. Doch stattdessen Leid. Denn Kinder dulden keine Außenseiter.
Ja, schon früh hat sich dieses eigenartige Thema in dem Leben des Kindes gezeigt: Es ist anders als die anderen Kinder. Das weiß es selbst und alle anderen spüren es auch. Es tut Anderes, es sagt anderes, es fragt anderes, es sieht manchmal schon in seinem Äußeren anders aus: die Sommersprossige Haut, das selbst gehäkelte von der Mutter, der Sprachfehler, die Gehbehinderung. Alles Dinge, die auffällig sind – sehr auffällig und vor allem so wie keiner gerne auffallen möchte.
Für dieses Anders–Sein wird das Kind von anderen Kindern bestraft und mit einem Stempel versehen, wie gebrandmarkt.
Das macht einsam.
In der Pubertät, der Zeit der Revolte, kommt dann ein gewisses Maß an Unfähigkeit dazu sich an die vorgegebenen Normen anzupassen und etwas später vielleicht die Erkenntnis, dass es sich gar nicht mehr anpassen will. Da ist ein kleiner Freigeist herangewachsen, der den Unterschied zu den anderen (zur Masse) noch verstärkt und das Thema hin und wider durchaus auch überzieht: ein Paradiesvogel, ein bunter Hund.
Im Mythos ist es der Narr, der frei und ungebunden seinen eigenen individuellen Weg geht, ohne sich Gedanken über Konsequenzen zu machen. Was die Konsequenzen sind? Der Ausschluss aus der Gruppe, die Einsamkeit. Das ist der Preis für das Anderssein, für das nicht dazugehören, wenn man seinen eigenen Weg sucht und dann auch geht.
Was es zu gewinnen gilt, sind: Ungebundenheit, Vielseitigkeit, Kreativität, Freiheit und überhaupt die Buntheit des Lebens. Ein Wagnis, doch es lohnt sich.