9-Der kleine Philosoph


KINDERKRAM - Eine Reise durch den kindlichen Tierkreis in zwölf Stationen
von Heidemarie Orban

  

Neunte Station: »Der kleine Philosoph«
(auffallend ähnlich dem Tierkreiszeichen SCHÜTZE)

Es ist ein geistiges Thema, das sich in diesem Kind über viele Lebensjahre und Jahrzehnte entfalten wird. Eigentlich kein kindgerechtes Thema und so kann man erst einmal nur die rudimentären Ansätze beobachten, die sich nach und nach in der Persönlichkeit ausprägen werden. Da geht es anfangs um nichts Spektakuläres.

Das Kind in seiner Person ist eher bedächtig. Es hält nicht viel so von dynamischer Bewegung oder mit Beschäftigungen, die mit Körperlichkeit zu tun haben. Die wilden Tobereien finden wir an anderer Stationen unseres Weges.

Der kleine Philosoph ist eher jemand, der gerne den Dingen auf den Grund geht; und so kommt man auf einem Spaziergang nicht so richtig voran, weil er jedes Blatt am Wegesrand erst einmal aufheben und anfassen muss, um es dann von allen Seiten in aller Ruhe zu betrachten, bevor er weiter gehen kann. Und so werden die erwachsenen Begleiter so manches Mal hart auf die Probe gestellt. Das Kind aber lässt sich dabei nicht aus der Ruhe bringen.

Deutlich wird dabei, es ist ein Kind, das sich gut alleine beschäftigen und sich im Spiel und mit viel Geduld und Ausdauer in die Tiefen hinein versetzen kann. Eine Gabe, die vielen anderen Kindern fehlt. Und es braucht auch die anderen dafür gar nicht, seine Spielsachen allein reichen durchaus aus.

Im gemeinsamen Spielen ist dieses Kind freundlich und verträglich, es hat eine positive Haltung anderen gegenüber und wird dabei gerne von den Schlitzohren dieser Welt über den Tisch gezogen. Aber sogar das ist ihm nicht so wichtig. Ihm geht es um die Hintergründe, die es verstehen will und von daher entwickelt schon früh die Liebe zu den Büchern und zum Lesen: Es ist mehr eine Leseratte mit Eselsohren als eine Sportskanone mit strammen Beinchen.

Und schon das kleine Kind, wenn es auf diese besondere zahnlose Art und Weise lächelt, vermittelt das Gefühl, es versteht – und lächelt über den Hintersinn dieser Welt.