12-Das Träumerchen


KINDERKRAM - Eine Reise durch den kindlichen Tierkreis in zwölf Stationen
von Heidemarie Orban

  

Zwölfte Station: »Das Träumerchen«
(auffallend ähnlich dem Tierkreiszeichen Fische)

Es gibt Kinder, die einen besonderen Zugang haben zu einer anderen Welt. Jener Welt, die weit hinter der Unserigen, der Welt der Erwachsenen, liegt und zu der wir den Zugang schon lange verloren haben. Es ist eine phantastische Welt, in der noch Wunder geschehen und sich viele Sehnsüchte und Wünsche erfüllen auf besonders wundersame Weise.

Eine Welt, in der Tiere sprechen können und das Kind teilhaben lassen an all ihren Weisheiten, eine Welt, in der es noch Feen, Elfen und Trolle gibt, also jene Wesen, deren Existenz wir Erwachsenen geradezu verleugnen. Doch das Kind weiß noch um diese Dinge und wie all diese Gestalten ihr bestes geben, wie durch ihre Hege und Pflege die Pflanzen und Blumen in Gottes buntem Garten gut gedeihen können.

Dieses gerade skizzierte Bild ist natürlich nur ein Bild und somit austauschbar. Aber die Welt, welche das Kind immer wieder betritt, ist immer die Gleiche: es ist die Welt der Phantasie, die Welt des Traums. Und in diese Welt träumt sich das Kind immer wieder hinein und spielt ganz selbstversunken als wenn alles gerade im richtigen Leben geschehe und ganz real wäre. Und es ist sehr zufrieden.

Bis zu einem gewissen Punkt finden Eltern und andere Erwachsene das ganz bezaubernd. Irgendwann allerdings bereitet es ihnen doch Sorge; Sorge darüber was das Kind doch für ein Träumerchen ist, und dass es den Bezug zur realen Welt immer noch nicht herzustellen vermag. Die Frage lautet dann: Wie willst du denn so mal im Berufsleben bestehen? Wie willst du denn so mal was werden? Wie willst du denn so Karriere machen? Und die Antwort lautet vielleicht in diesem Fall: Eigentlich gar nicht! Weil das alles dieses Kind nicht wirklich interessiert, weil das alles diesem Kind schlicht und ergreifend nicht wichtig ist.

Ja, es ist eine andere Welt, die diese Faszination ausübt, reizvoll sich zeigt, und zu der das Kind sich hingezogen fühlt. Und dort würde dann in der Tat auch die Zukunft liegen: In diesen Nischen dieser Welt, fernab von Karriereanspruch, Macht und Geld. In den Nischen der Musik, der Malerei, der Dichtung und Poesie, halt bei jenen Themen, die schon von jeher den Musen zugeordnet werden.

Ein Kind, ein Menschenkind, das die Gabe besitzt, sich zu versenken, in einen kreativen Prozess einzutauchen, muss in seiner Stärke belassen und gefördert werden, damit es glücklich und zufrieden in seinem eigenen Leben werden kann.

Denn auch sein Glück ist nicht von dieser Welt.
Mit dieser Geschichte ist unsere kleine in die Welt des Vielen beendet!